Der Kordonschnitt hat es nicht leicht. In vielen Weinbaukursen gilt er immer noch als „simpler Massenschnitt“, angeblich gut für robuste Lagen, aber nichts für anspruchsvolle Qualitätsarbeit. Wer sich aber mit den neueren Erkenntnissen der Rebwuchs-Physiologie beschäftigt, merkt schnell:
Der Kordon ist besser als sein Ruf – deutlich besser.
Genau das zeige ich auch ausführlich in meinem YouTube-Video, in dem ich Schritt für Schritt erkläre, wie ein sauber aufgebauter Kordon funktioniert und warum er langfristig sogar stabiler und physiologisch sinnvoller sein kann.
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1. Was der Kordon wirklich leistet – und warum viele ihn unterschätzen
Der schlechte Ruf kommt aus drei Gründen:
1. Altbestand-Kordons, die nie richtig erzogen wurden → verholzte, knorrige Hauptarme, schlechte Saftführung.
2. Zu lange Abstände zwischen den Zapfen → Lücken, Unterstock-Schatten, ungleichmäßiger Fruchtansatz.
3. Falsche Pflege im Alter → keine Erneuerungszapfen, nur noch „vergreiste“ Trägerarme.
Das Problem ist also nicht der Kordon, sondern der Winzer.
Moderne Physiologie zeigt jedoch etwas anderes:
→ Der Kordon fördert eine stabile, ausgeglichene Saftströmung.
Die Rebe „versteht“ die wiederkehrende Struktur. Das fördert ruhiges Wachstum statt Chaos.
→ Die Augen der Basalzone entwickeln sich zuverlässiger.
Studien der Hochschule Geisenheim zeigen, dass bei gut gepflegten Kordons die Basalknospen eine sehr konstante Fruchtbarkeit erreichen.
→ Höhere Gleichmäßigkeit = bessere Traubenqualität.
Kordons lagern über die Jahre ein stabiles Kohlenhydrat-Gleichgewicht ein.
Das führt zu gleichmäßigeren Beerengrößen und homogenerer Reife.
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2. Warum der Kordon für PIWIs oft die beste Wahl ist
Da du viele PIWI-Sorten im Anbau hast (Solaris, Johanniter, Regent, usw.), ist der Punkt wichtig:
PIWIs sind kräftiger, wüchsiger, teilweise mit stärkerer Basalentwicklung.
Genau dort spielt der Kordon seine Trumpfkarte aus:
er bändigt Wüchsigkeit
er schafft beruhigte Fruchtzonen
er reduziert das Chaos aus „Überraschungstrieben“ in höheren Lagen
er ermöglicht sehr effizienten biologischen Pflanzenschutz (saubere, offene Fruchtzone)
Viele Praktiker bestätigen inzwischen, dass Kordon + PIWI eine der stabilsten, arbeitsärmsten Erziehungskombinationen ist.
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3. Der vielleicht wichtigste Punkt: Erneuerungsmanagement
Der Kordon sterbt nicht – er altert nur, wenn du ihn nicht pflegst.
Moderne Empfehlung:
alle 4–7 Jahre einen Zapfen komplett erneuern
möglichst nah am Kopf arbeiten
keine alten „Holz-Automaten“ aufbauen lassen
So bleibt der Kordon Jahrzehnte jung und leistungsfähig.
Das genaue Vorgehen erkläre ich Schritt für Schritt in meinem YouTube-Video:
➡️ „Kordonschnitt einfach erklärt – so bleibt die Rebe Jahrzehnte jung“
(den Link kannst du direkt unter dem Blog einbinden)
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4. Wo der Kordon der Konkurrenz überlegen ist
Gegenüber Guyot:
schneller zu schneiden
weniger Fehleranfällig
gleichmäßiger Austrieb
weniger Arbeitsaufwand pro Stock
Top-Pflanzenschutz-Zugänglichkeit
Gegenüber Spalier mit Wechselzug:
deutlich strukturierter
weniger Holz
weniger Blindholz
sauberere Fruchtzone
Kurz:
Der Kordon ist kein einfacher Schnitt – er ist ein durchdachtes System.
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5. Für Hobbywinzer? Perfekt. Für Profis? Noch perfekter.
Viele Hobbywinzer meiden den Kordon, weil sie glauben, er sei zu „industrialisiert“.
Falsch.
Gerade der Hobbywinzer profitiert:
geringer Zeitaufwand
geringere Fehlerquote
hohe Reifehomogenität
sauberere Laubwand
weniger Arbeit bei der Erneuerung
langfristig stabil
Berufliche Betriebe hingegen schätzen die Arbeitsökonomie:
Ein gut aufgebauter Kordon spart Stunden – jedes Jahr.
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Fazit: Der Kordon ist nicht veraltet. Er ist unterschätzt.
Moderne Forschung zeigt klar:
Der Kordonschnitt ist ein hocheffizientes, physiologisch sinnvolles Erziehungssystem, das besonders in PIWI-Lagen seine Stärken ausspielt.
Das Wichtigste ist nicht die Methode –
das Wichtigste ist, dass du sie richtig machst.
Wie das geht, zeige ich dir in meinem YouTube-Video, Schritt für Schritt.
